Brustkrebs ist die häufigste bösartige Erkrankung bei Frauen. Jede 8. Frau vor allem zwischen 30 und 70 Lebensjahren erkrankt an Brustkrebs.
Die Brustkrebsbehandlung hat in den letzten beiden Jahrzehnten beträchtliche Fortschritte gemacht. Nicht nur die Behandlung selbst ist heute sehr viel erfolgreicher und schonender möglich. Auch können mögliche Nebenwirkungen heute wesentlich besser beherrscht werden. Daher hat Brustkrebs heute viel von seinem Schrecken verloren.
Grundsätzlich kommen operative Verfahren, Chemotherapie und Bestrahlung oft in Kombination zum Einsatz. Die Auswahl der Chemotherapie orientiert sich an den Eigenschaften der Krebszellen. Wie alle menschlichen Zellen tragen Krebszellen auf ihrer Oberfläche Eiweißbausteine, welche als Signalempfänger Funktion und Wachstum einer Zelle maßgeblich steuern. Im Falle der Brustkrebszellen können das unter anderem die Eiweißbausteine HR und HER2 sein.
Akute und späte Herzschäden
Fehlen solche Bausteine, so kommen unter anderem Chemotherapeutika aus der Gruppe der Anthrazykline, zum Beispiel Doxorubicin oder Epirubicin, zur Anwendung. Ist der Baustein HER2 vorhanden, so kann gezielt mit Antikörpern gegen HER2, zum Beispiel Trastuzumab, behandelt werden. Wird HR gefunden, kommt Tamoxifen zum Einsatz. Spätestens an dieser Stelle wird dann ein Kardiologe hinzugezogen. Anthrazykline und Trastuzumab können den Herzmuskel akut schädigen.
Aber auch eine Bestrahlung kann Herzschäden verursachen. Diese treten in der Regel allerdings deutlich später, nach 10 bis 15 Jahren, und chronisch, andauernd, auf: Herzbeutelentzündung, Herzklappenkrankheit oder Herzdurchblutungsstörungen.
Warnzeichen und Hilfe
Die Minderung der Auswurffraktion des Herzens kann auf eine akute Herzmuskelschädigung hinweisen. Normalerweise wirft ein menschliches Herz von 100 ml am Ende der Erschlaffungsphase 70 ml mit dem Herzschlag aus. Sinkt dieser Wert auf 50 ml, so ist das als Warnzeichen aufzufassen. Häufig werden dann Luftnot und Leistungsminderung beklagt.
Die kardiologische Nachsorge unter Chemotherapie muss dann deutlich engmaschiger erfolgen: alle 4 Wochen statt alle 3 Monate. Zudem werden Medikamente gegeben, welche die Herzschwäche mindern: Betablocker oder ACE-Hemmer/ AT1-Antagonisten. Ab 40 ml oder weniger muss über alternative Behandlung nachgedacht werden.
Risiko und dessen Minderung
Hohe Dosen an Anthrazyklinen oder hohe Bestrahlungsdosen kennzeichnen Patienten mit einem hohen Risiko für Herzschäden. Sind bei diesen Patienten dann noch weitere Herzrisiken vorhanden, so kann eine dann prophylaktische Medikamentengebe noch vor Beginn von Chemotherapie oder Bestrahlung erwogen werden. Gleichzeitig sind es diese Hochrisikopatienten, welche von einer kardiologischen Betreuung über die eigentliche Brustkrebsbehandlung hinaus profitieren.
Der Blick voraus
Keiner der möglichen Herzschäden ist ein Grund, eine Chemotherapie oder Bestrahlung abzulehnen. So heilt beispielsweise eine Herzschwäche nach Beendigung der Gabe von Trastuzumab in der Regel folgenlos aus.