Eine im kardiologischen Alltag häufig gestellte Frage ist, ob eine Grippeschutzimpfung bei Herzkreislauferkrankungen sinnvoll ist oder nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall gar gefährlich sein kann.
Die in 8 Ländern weltweit durchgeführte und auf dem diesjährigen Europäischen Kardiologenkongress vorgestellte IAMI Studie beantwortet diese Fragen mit eindrucksvollen Ergebnissen:
- Ja, eine Grippeschutzimpfung bei Herz-Kreislauferkrankungen schützt das Leben und
- nein, sie ist nicht gefährlich, selbst dann, wenn die Impfung während eines Herzinfarktes bzw. unmittelbar danach durchgeführt wird. (1,2)
Im Rahmen der Untersuchung erhielt die Hälfte von rund 2600 Patienten innerhalb von 72 Stunden [sic] nach einem Herzinfarkt oder einer Behandlung der herzdurchblutenden Schlagadern mit Dehnung oder Gefäßstütze (Stent) eine Grippeschutzimpfung nach WHO Empfehlungen.
Über einen Zeitraum von 12 Monaten wurden dann geimpfte und nicht geimpfte Patienten nachbeobachtet. Verglichen mit ungeimpften Patienten war nach nur einem Jahr die Sterblichkeit jeder Ursache auf 2,9% (4,9 % ungeimpft) und die Sterblichkeit aufgrund einer Herz-Kreislauferkrankung auf 2,7 % (ungeimpft 4,5 %) erniedrigt. Das Risiko eines erneuten Herzinfarktes in Beobachtungszeitraum von 12 Monate blieb durch die Impfung unberührt.
Zwei Aspekte müssen besonders hervorhoben werden:
- Aufgrund der COVID-19 Pandemie wurde die Untersuchung vorzeigt abgebrochen.
- 13 % der ursprünglich ungeimpften Patienten erhielten entgegen dem Plan der Untersuchung im Beobachtungszeitraum von 12 Monate eine Grippeschutzimpfung.
Beide Aspekte benachteiligen die Grippeschutzimpfung statistisch, so dass die überaus positiven Ergebnisse umso bemerkenswerter sind.
- Frøbert O, Götberg M, Erlinge D, et al. Influenza Vaccination After Myocardial Infarction: A Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled, Multicenter Trial. Circulation, August 30, 2021: Epub ahead of print
- Presented by Dr. Ole Frøbert at the European Society of Cardiology Virtual Congress, August 30, 2021